Hilfen für kleine und mittlere Unternehmen – Partnerschaftliche Entwicklung niedrigschwelliger Tools

In der Offensive Mittelstand (OM) haben sich auf nationaler Ebene ca. 300 Partner zusammengefunden, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei zu unterstützten, Megatrends wie den demografischen Wandel, den Klimawandel und die Digitalisierung als Chance zu nutzen. Ziel der Partner ist es, Kompetenzen zu bündeln, Wissen zu teilen und so Synergien für KMU zu nutzen.
Im Interview berichtet Theresa Arena als Geschäftsführerin der Stiftung Mittelstand – Gesellschaft – Verantwortung, die Trägerin der Offensive Mittelstand ist, von verschiedenen Tools und Produkten für KMU, die die Partner gemeinsam entwickelt haben.
Wie arbeiten die Partner und Partnerinnen in der OM zusammen und wie entstehen die Hilfsmittel für KMU?
Die Offensive Mittelstand ist eine neutrale und unabhängige Plattform intermediärer Organisationen – sie vereint Sozialpartner, Sozialversicherungen, Kammern und Innungen, staatliche Einrichtungen, Forschungseinrichtungen und Institute sowie Berufs- und Fachverbände (z. B. der Fachkräfte für Arbeitssicherheit und der Betriebsärzte). Die Partner diskutieren, wie KMU gemeinsam wirkungsvoller unterstützt werden können. Die Potenziale der OM-Partnerorganisationen sollen durch Kooperation besser genutzt und für die KMU erschlossen werden. Dabei begegnen sich alle Partner auf Augenhöhe.
Kann sich jede Institution oder Organisation aus der Arbeitswelt in der OM engagieren und mitarbeiten?
Ja, jede Organisation, die aus dem Bereich Wirtschaft und Arbeit kommt, kann sich in der OM engagieren. Der Partnerschaftsantrag ist online zu finden und kann einfach per Mail an die Geschäftsstelle gesendet werden. Als Partner der OM hat man die Möglichkeit sich in verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen zu beteiligen. Partner können eigene Ideen für neue Produkte einbringen und profitieren von einem breiten Netzwerk und einem engen Austausch. Die Partnerschaft ist selbstverständlich kostenlos.
Und was ist aus dieser Zusammenarbeit bislang entstanden, insbesondere auch im Bereich oder an den Schnittstellen zu betrieblicher Gesundheitsförderung?
Die Partner der OM haben unter anderem gemeinsam Checks (OM-Praxis A-1.0 bis B-2) entwickelt, die Praxisstandards darstellen. In den Checks werden die gemeinsamen Vorstellungen zum produktiven und gesundheitsgerechten Management aus Sicht der KMU beschrieben. Sie können als Selbstchecks genutzt oder gemeinsam mit Beratenden, wie z. B. einer Fachkraft für Arbeitssicherheit oder einer Gesundheitsberatenden, bearbeitet werden. Dies ermöglicht den Betrieben, ihre Potenziale zum jeweiligen Thema des Checks zu erschließen. Themen der Checks sind z. B. Gesundheit, Vielfalt, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit oder Betrieblicher Umweltschutz. Die Bewertung der beschriebenen Checkpunkte erfolgt anhand einer Ampelsystematik (rot, gelb, grün). Es gibt die Checks als pdf-Dokument, Broschüre und Online-Tool – so ist für alle Interessierten ein passendes Format dabei.
Abgesehen von den OM-Checks entwickelt die Offensive außerdem Umsetzungshilfen, One-Pager, Factsheets und vieles mehr zu verschiedensten Themen, die KMU aktuell beschäftigen. So gibt es beispielsweise einen One-Pager zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege oder eine Umsetzungshilfe Klimaanpassung. Denn natürlich sind auch KMU vom Klimawandel betroffen – mitsamt der Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten.
Welche Produkte hat die Offensive Mittelstand zuletzt entwickelt?
Die Umsetzungshilfe Klimaanpassung wurde erst kürzlich fertiggestellt. Betriebe müssen jetzt auf bestehende und prognostizierte klimatische Veränderungen reagieren, um im Notfall schnell handeln zu können, aber auch um markt- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei soll die Umsetzungshilfe sie unterstützen.
Außerdem gibt es seit kurzem das neue „OM-Zeichen Engagiert für Nachhaltigkeit“ – eine Art Siegel für nachhaltig agierende KMU. Dieses Zeichen können Betriebe erwerben, um nach außen zu zeigen, wo sie in den Bereichen nachhaltige Betriebsorganisation, Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Menschenrechte und Lieferkettensorgfaltspflichten bereits aktiv sind. Das Zeichen zeigt zum einen, dass der Betrieb sich mit diesen Themen auseinandersetzt und sie ernst nimmt. Zum anderen kann es in der Kommunikation mit Kunden und Auftraggebern genutzt werden – denn auch Beschäftigten wird ein nachhaltiger und zukunftsorientierter Arbeitgeber immer wichtiger. Das Zeichen ist für zwei Jahre gültig, danach muss der Betrieb es erneuern oder darf es nicht mehr nutzen.
Die OM arbeitet auch in Projekten mit. Was entsteht in diesen Projekten?
Das stimmt, die Partner der OM arbeiten oft auch in Projekten miteinander. Daraus sind z. B. einige der Checks und auch eine Vielzahl von Factsheets zum Beispiel zum Thema Demografie entstanden. Auch hier werden diverse Schnittstellen zur Förderung der Gesundheit von Beschäftigten thematisiert – wie Arbeitsplatzgestaltung, Stressprävention oder Arbeitszeitmodelle um nur einige wenige zu nennen.
Aktuell gibt es ein Projekt, in dem unter anderem sogenannte Praxisimpulse Arbeitsforschung entwickelt werden. Oft entstehen nämlich in der Arbeitsforschung tolle Hilfsmittel, wie zum Beispiel Checks, Leitfäden oder Software-Tools, die KMU allerdings nie erreichen. Mit den Praxisimpulsen Arbeitsforschung soll das geändert werden: Sie fassen die in Projekten entstandenen Produkte kurz und knapp zusammen – und das jeweils in der Denkweise der Zielgruppen KMU, Beratende und Betriebsräte. So können Interessierte sich schnell einen Überblick verschaffen, was es in der Forschung zu den Themen gibt, die sie gerade bewegen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Produkte für KMU auch wirklich nutzbar sind. Und es wird regelmäßig kontrolliert, ob die Angebote noch zugänglich sind – ansonsten werden die jeweiligen Praxisimpulse gelöscht. So ist auch wirklich nur das auffindbar, war für KMU nutzbar ist und einen Mehrwert bietet. Zu finden sind die Praxisimpulse Arbeitsforschung auf der Plattform „Management – Arbeit – Forschung“ der Offensive Mittelstand unter www.om-maf.de.
Das ist sicherlich eine große Menge an Angeboten zu ganz verschiedenen Themen. Wie können Gesundheitsberatende oder Führungskräfte, die gerade besonders am Thema Gesundheit interessiert sind, schnell das finden, wonach sie suchen?
Um dieser Herausforderung zu begegnen, gibt es eine erweiterte Suche. Dort kann man u. a. nach einzelnen Themen, Art des Inhalts (in diesem Fall z. B. „Praxisimpuls“) und Zielgruppe filtern und bekommt direkt passende Ergebnisse angezeigt. So kann man sich einen guten Überblick verschaffen und wenn ein Produkt ansprechend erscheint, gelangt man über einen Link im Praxisimpuls direkt zum Originalprodukt und man kann sich tiefergehender damit beschäftigen.
Außerdem wurden die Praxisimpulse Arbeitsforschung je Zielgruppe auch in sechs Themenbereiche geclustert: Digitalisierung/KI, Demographischer Wandel/Personal, Umwelt/Klima, Sicherheit/Gesundheit, Angebote der Kompetenzzentren und andere Themen der Arbeits- und Organisationsgestaltung. Falls einen also einer dieser Bereiche, z. B. Gesundheit, besonders interessiert, kann man gut einen Überblick über die entsprechenden Angebote erhalten.
Was steht, neben der Entwicklung der Praxisimpulse Arbeitsforschung, ansonsten in nächster Zeit bei der OM an?
Aktuell arbeiten die OM-Partner an einer Umsetzungshilfe zum Thema Cybersicherheit. Es gibt außerdem eine Arbeitsgruppe, die sich mit Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Zudem wird an einer engeren Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft gearbeitet – denn nur mit zivilgesellschaftlichem Engagement können wir den Herausforderungen unserer heutigen Zeit umfassend und langfristig begegnen.
Das Thema Klimaanpassung soll außerdem mehr in die Breite getragen werden. Nachdem verschiedene Partner die große Relevanz des Themas benannt haben, soll nun ein Factsheet entwickelt werden, das die Sensibilisierung für das Thema erleichtert, indem es Grundlagen vermittelt. Außerdem wird ein Seminarkonzept entwickelt, um den Beratenden die Umsetzungshilfe Klimaanpassung näherzubringen. Dadurch werden hoffentlich noch mehr Betriebe mit dem Thema erreicht, sodass Mitarbeitende auch vor dem Hintergrund der zukünftigen Veränderungen sicher und gesund arbeiten können.
Wir bedanken uns für das Interview mit Theresa Arena
Quellen und weiterführende Literatur / Links
OM-Checks (OM-Praxis A-1.0 bis B-2): Offensive Mittelstand: OM-Checks als Standards
Umsetzungshilfe Klimaanpassung: Offensive Mittelstand: Umsetzungshilfe Klimaanpassung
One-Pager Vereinbarkeit Beruf & Pflege: Offensive Mittelstand: Vereinbarkeit Beruf & Pflege
OM-Zeichen Engagiert für Nachhaltigkeit: OM-Zeichen-Datenbank - OM-Zeichen Engagiert für Nachhaltigkeit
Praxisimpulse Arbeitsforschung: Management – Arbeit – Forschung: Praxisimpulse
Im Partner:innenkreis
Theresa Arena vertritt die Stiftung „Mittelstand – Gesellschaft – Verantwortung“ als Trägerin der Offensive Mittelstand im Partner:innenkreis des DNBGF. Als Sport-, Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin arbeitete sie vor ihrer Zeit bei der Stiftung in unterschiedlichen Projekten, vor allem in den Bereichen Sport, Gesundheit und Integration.